Huldigung an Parmigianino

inlu/Foto: Getty Images, Nepper, Schlepper, Trauerdrongos. In: SZ, Wissen, Mittwoch, 3. November 2010, S. 18.

Wenn ein Trauerdrongo hungrig ist, wird er zum Betrüger. Die im südlichen Afrika beheimateten Sperlingsvögel lösen Fehlalarme aus, um anderen Tieren die Beute abspenstig zu machen. Dazu imitieren sie das Alarmgeschrei fremder Spezies. Die Betrogenen suchen das Weite, während die Drongos sich in aller Ruhe an hastig zurückgelassenen Eidechsen, Grillen oder Skorpionen satt fressen. Diese Masche der Vögel konnte der Zoologe Tom Flower von der Cambridge University nun nachweisen, wie er in Proceedings of the Royal Society B (online) berichtet. Flower erschreckt zu diesem Zweck Erdmännchen und Vögel, die er mit Futter angelockt hatte, mit Aufnahmen von echten Warnrufen und den imitierten Lauten der Trauerdrongos. Die Tiere ergrifen stets die Flucht – und ließen ihr Futter zurück.

kabl, Hauch des Todes. Blattläuse fliehen vor dem Atem von Pflanzenfressern. In: SZ, Wissen, Dienstag, 10. August 2010, S. 16.

Gelegentlich erwischen Ziegen, Schafe und Kühe bei ihren vegetarischen Mahlzeiten auch kleine Tiere, etwa Blattläuse, die an einer Pflanze saugen. Eine Chance, den Pflanzenfressern zu entkommen, haben die Insekten nur, wenn sie die Gefahr rechtzeitig bemerken. Woran aber erkennt eine Blattlaus, dass sie zur proteinreichen Beilage zu werden droht? Es ist der Atem von Kuh oder Schaf, schreiben Forscher um Moshe Inbar von der Universität Haifa im Fachmagazin Current Biology (online).

„Winzige Insekten sind nicht vollkommen hilflos“, sagt der Biologe. „Sie erkennen die Gefahr und ergreifen rechtzeitig die Flucht.“ Für ihre Versuche ließen die Forscher Erbsenläuse den Atem des Todes spüren: Ein Schaf kam bis auf fünf Zentimeter an eine von Erbsenläusen besetzte Pflanze heran. Daraufhin ließen sich fast 60 Prozent der Insekten gleichzeitig zu Boden fallen. Dass der Atem des Schafes das ausschlaggebende Signal war, zeigten weitere Versuche: Erschütterungen der Blätter allein veranlassten nur etwa ein Viertel der Läuse, sich fallen zulassen. Ein Schatten auf der Pflanze beeindruckte die Läuse auch nicht.

Offenbar ist die Kombination aus Wärme und Feuchtigkeit in der Atemluft das entscheidende Signal für die Läuse. Als sie mit künstlichem Atem angepustet wurden, der trockener oder kälter war als der natürliche, blieben die Läuse auf der Pflanze sitzen. Chemische Faktoren wie der Kohlendioxid-Gehalt im Atem spielten keine Rolle.

Vgl. hierzu: Der Betrachter als Versuchskaninchen. Carsten Höller nutzt Rentiere zur Drogenproduktion, baut Rutschen in Museen und veranstaltet sinnlose Konferenzen: Tim Ackermann sprach mit dem Künstler, der die Grauzone zwischen Wissenschaft und Wahn erkundet. In: Welt am Sonntag, Kultur, 7. November 2010, S. 54.

 … Das Etikett des „Mad Scientist der Kunstwelt“ ist ein Klischee, aber es haftet dem 1961 in Brüssel geborenen Künstler nicht ganz zu Unrecht an. Vielleicht hat es mit seiner Erscheinung zu tun, der strengen Hornbrille vor allem, die etwas zu groß für das schmale Gesicht und die hohe Stirn wirkt. Würde er sich einen weißen Kittel überstreifen, man hielte Höller sogleich für einen Kollegen von Doktor Frankenstein. Im Gespräch ist sein Gesicht ein weißes Blatt. Eine Pokermine. Höller testet sein Gegenüber aus, spricht langsam, genau und leise.

Diese Ruhe ist umso beunruhigender, da man die stille Befürchtung hat, bei diesem Gegenwarts-Alchimisten könne jederzeit der Dampfkessel explodieren. Vermutlich sorgt man sich zu Unrecht. …

Über Hans-Peter Porzner

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